Regulierter Cannabisverkauf in Apotheken im Kanton Basel-Stadt: Start der Studie

Das Pilotprojekt «WEED CARE – Studie zum regulierten Cannabisverkauf in Basel» startet am 15. September 2022. Die gemeinsame Studie des Gesundheitsdepartements Basel-Stadt, der Universitären Psychiatrischen Kliniken und der Universität Basel untersucht die gesundheitlichen Auswirkungen des regulierten Cannabisverkaufs. Die daraus gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse liefern eine Diskussionsgrundlage für eine künftige verantwortungsvolle Cannabispolitik. Anmeldungen zur Studie sind ab heute möglich.

Der Anbau, die Einfuhr und der Verkauf von Cannabis sind in der Schweiz verboten. Trotzdem ist der Cannabiskonsum weit verbreitet, die Sicherheit der Konsumierenden ist nicht gewährleistet und der Schwarzmarkt blüht. Mit der Änderung des Betäubungsmittelgesetzes im Jahr 2021 wurde die gesetzliche Grundlage für Pilotversuche zum regulierten Cannabisverkauf zu Genusszwecken in der Schweiz geschaffen. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsdepartement Basel-Stadt erarbeiteten die Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel und die Universität Basel die Studie «WEED CARE» zum regulierten Cannabisverkauf in Basler Apotheken. Die Studie untersucht die Auswirkungen des regulierten Cannabisverkaufs auf das Konsumverhalten und die Gesundheit von Cannabiskonsumierenden im Vergleich zum Status Quo, in welchem Cannabis illegal erhältlich ist. Im April hat das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt von den nötigen Behörden grünes Licht für das Pilotprojekt erhalten (siehe Medienmitteilung vom 19. April 2022).

Förderung eines verantwortungsvollen Konsums

Im Rahmen der Studie werden diverse Massnahmen getestet, die die Gesundheit, den Jugendschutz sowie die öffentliche Sicherheit fördern sollen. Einerseits werden in den Apotheken überprüfte Cannabisprodukte (ohne Verunreinigungen und synthetischen Cannabinoiden) mit deklariertem THC-Gehalt (Tetrahydrocannabinol-Gehalt) verkauft. Andererseits werden den Studienteilnehmenden Informationen zu risikoärmeren Konsumformen oder Produkten zur Verfügung gestellt. Bei problematischem Konsum oder auffälligem Verhalten werden Unterstützungsangebote durch das Verkaufspersonal in den Apotheken oder durch den Studienarzt vermittelt. Diese Rahmenbedingungen sollen einen möglichst risikoarmen Konsum und verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis erleichtern. Um die öffentliche Ordnung und Sicherheit im Rahmen der Studie zu gewährleisten, wurden gemeinsam mit der Kantonspolizei Basel-Stadt Massnahmen erarbeitet.

Eckpunkte der Studie, Anmeldung zur Studie ab heute möglich

Während der zweieinhalbjährigen Studie können Studienteilnehmende in neun über die Stadt Basel verteilte Apotheken Cannabisprodukte beziehen. Die sechs Cannabisprodukte (vier Produkte in Form von getrockneten Cannabisblüten, zwei Haschisch-Produkte) mit jeweils unterschiedlichem THC-/CBD-Gehalt werden vom Schweizer Anbieter Pure Production in Zeiningen unter hohen Qualitätsstandards hergestellt. Die Preise orientieren sich am Schwarzmarkt und am THC-Gehalt und sind zwischen CHF 8 und CHF 12 pro Gramm angesetzt. Die Teilnehmenden werden während der gesamten Studie regelmässig u.a. zu ihrem Cannabiskonsumverhalten und ihrer körperlichen und psychischen Gesundheit befragt.

Die benötigten Bewilligungen vom Bundesamt für Gesundheit und der Ethikkommission Nordwest- und Zentralschweiz liegen für die Studie vor. Die Studie startet am 15. September 2022 und dauert bis Ende März 2025. Rund 370 Personen können daran teilnehmen. Voraussetzung für eine Studienteilnahme ist ein Mindestalter von 18 Jahren, bestehender Cannabiskonsum und Wohnsitz im Kanton Basel-Stadt. Interessierte berechtigte Personen können sich ab heute auf der Webseite www.weedcare-basel.ch über die Studie informieren und dafür anmelden.

Schweizweite Bestrebungen

Neben Basel-Stadt planen weitere Schweizer Städte und Kantone wissenschaftliche Pilotstudien mit Cannabis mit unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten. Die Vertreter der Städte/Kantone sowie der beteiligten Forschungsinstitutionen tauschen sich regelmässig in der interurbanen Arbeitsgruppe Cannabis aus. Die Auswirkungen einer Cannabisregulierung hängen nicht nur davon ab, ob eine Regulierung per se stattfindet, sondern wie die Massnahmen im Rahmen der Regulierung gestaltet werden. Bisher liegen nur wenige wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Auswirkungen der verschiedenen Ansätze auf den Konsum und die Gesundheit vor. Diese Studien stellen eine einzigartige Möglichkeit dar, den regulierten Cannabisverkauf im kleinen Rahmen zu erproben und dadurch fundierte Erkenntnisse über verschiedene Regulierungsansätze zu erhalten. Diese Erkenntnisse liefern eine wissenschaftliche Diskussionsgrundlage für künftige gesundheitspolitische Entscheide über den Umgang mit Cannabis in der Schweiz.

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